Immer mehr Funktionen – aber alles ganz „einfach“
Kunden wollen bei Softwarelösungen vor allem zwei Dinge, die sich eigentlich ausschließen. Erstens sollen die Lösungen immer mehr können und immer mehr Funktionen enthalten. Und zweitens sollen sie natürlich möglichst einfach zu bedienen sein, am besten selbsterklärend, intuitiv bedienbar, und ohne Schulungsaufwand einsetzbar. Ach, wie einfach ist doch die Welt unserer Kunden.
Mit der zunehmenden Komplexität der Softwarelösungen wird genau das immer schwieriger. Eine gute Usability kann nicht einfach aus dem Ärmel geschüttelt werden, sondern ist das Ergebnis vieler kleiner Schritte. Im positiven Fall müssen nur Kleinigkeiten verbessert werden; es kann aber auch vorkommen, dass ein „Bedien- Problem“ nur durch ein radikales Umdenken in der Entwicklung zu beheben ist.
Weiterhin bedeutet eine „schöne“ Benutzeroberfläche nicht gleich, dass die Bedienung einfach ist.
Sehr oft wird die Oberfläche = „Bedienfunktion“ erst nach der Spezifikation der Systemfunktion vorgenommen. Die Folgen sind z.T. fatal, denn die Usability bleibt in der Regel auf der Strecke. Ein „gutes“ Beispiel hierfür kennen Sie sicherlich auch, wie z.B. „google-adwords“.
Wie kommt man nun zu einfach „bedienbarer“ Software? Wir zeigen Ihnen im Folgenden die Bausteine, auf die es in der Softwareentwicklung ankommt.
10 Bausteine zur Gestaltung von bedienbarer Software:
(Die ersten 5 in dieser Ausgabe):
1. Bedienfunktion/Aufgabenanalyse
Die Ergebnisse der „Bedienanalyse“ bildet die notwendige Grundlage für einen nutzerzentrierten Entwicklungsprozess. Es steht der Bediener im Vordergrund und was er erreichen möchte/muss. Es werden die typischen Aufgaben mit ihren Prioritäten, Mengenprofilen sowie die dazu notwendige Qualifikation der Anwender analysiert. Weiterhin gilt es, die typische Zielgruppe, deren Verhaltensmuster und ihre Charakteristiken zu ermitteln. Aus all diesen Angaben werden später Modelle (z. B in Form von Szenarien oder Use Cases) erstellt, um Raum für Verbesserungen aufzuzeigen.
2. Anwendungskontext
Ein geschulter Mitarbeiter (requirement engineer) befragt und beobachtet den Anwender im natürlichen Anwendungskontext und befragt ihn anhand eines strukturierten Interviewleitfadens. Die Anwender werden bei der Lösung von typischen Aufgaben beobachtet, zu ihrer Bewertung der Anwendung befragt und ihre Vorgehensweise bei der Aufgabenbearbeitung diskutiert. Die Datenerhebung und -analyse umfasst Aspekte, die im Testlabor verborgen bleiben: Einflüsse der natürlichen Umgebung des Anwenders auf die Nutzung, Studium der Artefakte (z.B. IT-Ausstattung, Arbeitsgeräte) und Interaktionen mit Kollegen, Familie, Freunden usw.
3. Fokusgruppen
Fokusgruppen sind eine Technik aus der klassischen Marktforschung, die auch im Usability Engineering ihre Anwendung findet. Dabei diskutieren potentielle Benutzer aus einer homogenenZielgruppe in einer von einem neutralen Moderator geleiteten Gruppendiskussion über (neuartige) Konzepte und erarbeiten unter Anwendung von Kreativtechniken gezielte Optimierungsvorschläge bzw. Ideen zur (Weiter-)Entwicklung. Entscheidend ist, dass zuvor Themen und Aspekte festgelegt werden. Diese Diskussion kann sowohl offline als auch online erfolgen.
4. Nutzertagebücher
Mit einem Nutzertagebuch werden grundlegende Daten über eine Zielgruppe oder den Umgang mit einem Produkt / einer Anwendung gewonnen. Dabei dokumentieren die Mitarbeiter ihr Verhalten über einen längeren Zeitraum hinweg in einem Tagebuch.
5. Online-Befragungen bei Webanwendungen
Onsite-Befragung: Anhand eines Layers werden die Besucher einer Website zur Teilnahme an einem Online-Fragebogen eingeladen. Diese Art der Befragung wird hauptsächlich während/nach der Nutzung des Internetangebotes zur Bestimmung von Nutzerstruktur/-intentionen eingesetzt.