„Social Media“ – brauche ich wirklich alle Kanäle?

Viele Unternehmer und Führungskräfte, aber auch Abteilungsleiter des Marketings stellen sich sehr oft die Frage „muss es wirklich sein?“ – „müssen wir auf allen Kanälen unterwegs sein“ – meine Antwort: JA, es muss sein, aber nicht überall!

Die zunächst sehr einfache Begründung meiner Antwort, liegt darin, dass grundsätzlich der Start in alle Kanäle, angefangen von Facebook, Youtube, LinkedIn, aber auch XING und Instagram erst einmal kostenfrei ist. Wie antworten Unternehmer und Entscheider auf ein kostenloses Angebot? Natürlich erstmal positiv.

Doch genau hier gilt es zu differenzieren: Was verbirgt sich hinter diesen Plattformen? Wie sind diese aufgebaut und welche passen zu meinem Unternehmen?

Starten wir einmal mit Facebook und Instagram. Wie viele sicherlich wissen, wurde Instagram von Facebook aufgekauft. Daher sind Ähnlichkeiten der beiden Plattformen auf jeden Fall zu erkennen. Möchten Sie beispielsweise eine kostenpflichtige Anzeige auf Ihrem Instagram Account schalten, benötigen Sie einen direkten Facebook Account – am besten noch Facebook Business mit einem passenden Kampagnen Manager. Instagram kann Ihnen nämlich nur eine limitierte Statistik Ihrer Anzeige auswerten, den Rest übernimmt Facebook.

Doch ein Grundsatz, der für alle hier aufgeführten Plattformen gilt, ist: Content- Content – Content. (Inhalt – Inhalt – Inhalt). Machen Sie sich schon vor dem Start Ihrer Seite einen genauen Plan, wann Sie was und welchen Inhalt posten möchten. Am besten direkt mit Tag und Zeit (kleiner Tipp: Mitte der Woche ab 15 Uhr ist eine gute Zeit).

Nun zu einem tollen Instrument: Go-Live-Optionen: Sie können jederzeit mit Ihrer Unternehmensseite live gehen. Zeigen Sie Ihren Followern (ja, die rennen Ihnen wirklich hinter her), was in Ihrem Unternehmen geschieht. Wie sieht eine lustige Cafe-Pause aus, wie sieht ein Meeting aus – welche gemeinsamen Team-Aktivitäten machen Sie. Gerade in Zeiten der Personalnot – „war for talents“ – spielen die sozialen Kanäle eine wichtige Rolle. Der Bewerber von heute schaut sich vor allem Ihre Unternehmensseiten an und damit meine ich nicht Ihre Website, die Sie gerade mit viel Anstrengungen komplett neu renoviert haben. Nein, ich meine Ihre sozialen Unternehmensseiten auf Facebook, Instagram, aber auch auf LinkedIn. Dort erhofft sich jeder potentielle Bewerber, interne Infos und Insiderwissen zu erlangen, als wäre er quasi schon bei Ihnen im Unternehmen dabei.

Natürlich gibt es immer noch den ein oder anderen (älteren) Unternehmer, der Facebook und LinkedIn verwechselt und plötzlich auf seinem persönlichen LinkedIn Account ein Foto seiner Katze auf dem heimischen Kratzbaum hochlädt, welches er eigentlich mit seinen Schulfreunden via Facebook teilen wollte. Gut, Facebook und LinkedIn sind beide blau – der Unternehmer war es vielleicht auch – kann schon mal passieren.

Kleiner Tipp: Nach außen immer größer wirken, als man eigentlich ist: Gerade bei kleineren Unternehmen bis 50 Mitarbeiter, schauen Sie, dass jeder, der bei Ihnen arbeitet, dies auch in seinem Profil auf LinkedIn angibt. Dann erscheint er oder sie automatisch auf Ihrer LinkedIn Unternehmenswebsite und die Besucher können den richtigen Ansprechpartner auswählen.

Zu Youtube sei Ihnen bitte eines gesagt: Betreiben Sie einen Youtube-Channel für Ihr Unternehmen nur dann, wenn Sie ein wirklich professionelles Kamerateam und Schnittteam haben. Sei es intern mit einer eigenen Abteilung, sei es mit externen Agenturen. Ansonsten bitte Finger weg! Versuchen Sie bitte nicht wahllose Handy-Filme, die Sie selbst mal eben schnell auf dem Flur gedreht haben, hochzuladen. Das geht schief.

XING hat es clever gelöst. Sie haben die Menge an Funktionen eines normalen kostenfreiem Basis-Account so runtergefahren, dass Sie als Nutzer quasi gezwungen werden, einen schönen Premium-Account für mehr als 70,00 € jährlich abzuschließen. Dann können Sie zwar immer noch nicht unendlich viele Nachrichten versenden, haben aber immerhin einen Überblick, wer Ihre Seite besucht hat und erhalten einen erweiterten Suchfilter. WOW! Für mich persönlich hat XING den Wandel hin zu einer interaktiven Plattform verschlafen. Die Bedienbarkeit der XING App ist ungefähr so benutzerfreundlich, wie die Toilette in einem Zug der Deutschen Bahn.

Eine ganz einfache Situation: Sie haben die XING und LinkedIn App auf Ihrem Smartphone. Sucht man eine Person auf Google in Ihrem Browser, erhält man Suchergebnisse oft von XING und LinkedIn und deren persönliche Profile. Klickt man auf das LinkedIn Suchergebnis, so wird man direkt auf die installierte LinkedIn App weitergeleitet und befindet sich in seinem Account. Klickt man hingegen auf das Suchergebnis von XING, kommt man lediglich auf die XING Website und muss sich erneut einloggen, bevor man das Profil überhaupt sehen kann. Dann haben ich eine Frage: Wofür die XING App?

Zusammenfassend rate ich Ihnen also: Entscheiden Sie sich für mindestens eine der genannten Plattformen. Nehmen Sie sich für diese Zeit und entwickeln Sie eine professionelle Unternehmensseite. Gewähren Sie anhand von Live-Videos auf Facebook oder Instagram Ihren Followern und potentiellen Bewerbern Einblicke in Ihre Firma, posten Sie abwechslungsreiche Beiträge mit Blog auf LinkedIn, Facebook oder XING und verhelfen Sie Ihrer Firma zu einem höheren „Coolness Faktor“. Man wird es Ihnen danken!